Es ist nicht leicht in diesen Tagen andere Meinungen und Betrachtungsweisen als die Eigene zu akzeptieren, gerade wenn es um Deutschland geht.
Die Flüchtlingspolitik, Altersarmut, Diesel Skandal, Verlust der inneren Sicherheit & Co, fordern alles von unserer Gesellschaft, im Umgang miteinander. Noch nie waren die Differenzen, die Standpunkte und Betrachtungsweisen so unterschiedlich, haben den sozialen Frieden bedroht und unsere Gesellschaft zerrissen.
Die Emotionen kochen hoch, die eigene Enttäuschung, Fassungslosigkeit und Wut, machen es sehr schwer, bis unmöglich, sich auf eine andere, als die eigene Meinung und Betrachtungsweise einzulassen.
Das Verständnis zu entwickeln, dass auch jeder Andere um mich herum ein Anrecht auf seine Meinung und Betrachtungsweise hat und diese nicht weniger wertvoll ist. Dass seine Meinung gar nicht mit meiner übereinstimmen muss, denn jeder von uns ist ein Individuum.
Die Gräben in Deutschland sind tief und die Spaltung des Landes in gut und böse, richtig und falsch, scheinen unüberwindbar geworden. Immer wieder erlebe und höre ich von Menschen aus meinem Umfeld, wie sie die Politik von Angela Merkel befürworten und dass sich schon alles finden wird.
In solchen Momenten bin ich gefordert. Innerlich alarmiert, fassungslos und ja, Wut ist auch vorhanden. Ein Emotionscocktail macht sich breit in mir, den ich früher so nie kannte.
Genau diese Haltung aber, diese Einstellung, sie hat uns als Land und Volk entfremdet. Sie hat mich aber auch von mir selber entfremdet und entfernt, denn so bin ich nicht. So empfinde ich eigentlich überhaupt nicht, und doch bin ich in diesen Strudel an Emotionen hineingeraten. Es ist wie eine Umklammerung, aus der ich mich zu befreien versuche, mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg.
Ich möchte nicht in diesen Strudel hineingeraten und ihm ausgeliefert sein. Mir ist die Verbindung zu mir, aber auch meinen Mitmenschen wichtig, unabhängig von ihrer Meinung und Betrachtungsweise.
Wir werden von der Politik und den Mainstream Medien gegeneinander aufgehetzt und aufeinander losgelassen. Aus einem scheinbaren Urinstinkt folgen wir diesem Weg, sind über die andere Meinung empört, verärgert, wütend und sprechen ihr jegliche Kompetenz ab.
Greifen zu allen Instrumenten um jene mit einer anderen Meinung auszugrenzen und zu bekämpfen. Die eine Seite nutzt den „Nazi“ als Fachbegriff, die andere den „Gutmensch“, an Beschreibungen mangelt es nicht. So ist ein Austausch, ein Konsens beider Seiten unmöglich und vielfach auch nicht gewollt. Denn je mehr alle aufeinander losgehen, umso mehr kann man sich sicher sein, dass Probleme und Konflikte nicht gelöst werden und genau dies ist ja auch erwünscht.
Dabei verlieren wir völlig den Menschen und seine Persönlichkeit, der uns gegenübersteht aus dem Auge. Er wird von uns entmenschlicht und zum Feind deklariert, zum Narren, Dummkopf, Idioten etc. den es mit allen Mitteln zu bekämpfen gilt.
Ja, auch ich gerate immer wieder in diesen Strudel. Dennoch, es gelingt mir immer besser, in meinem Gegenüber den Menschen zu sehen und zu erkennen. Mich auch für seine Beweggründe, seine Gedanken usw. zu interessieren, diese zu hören und sie zu akzeptieren.
Es ist eine Verbindung von Mensch zu Mensch und mit dem Herzen. Nicht über den Kopf indem ich versuche seine Argumente zu verstehen, sondern über das Zwischenmenschliche, mit dem Herzen.
Indem mir dies gelingt, erlebe ich Verbindung und kann mich auf mein Gegenüber, seine Meinung und Betrachtungsweise einlassen und ihn als Menschen sehen. Frei von meinen Bewertungen und Erwartungen. In jedem von uns steckt ein Mensch, es muss nur entdeckt werden, dann gelingt es auch, eine Verbindung aufzubauen.
Dann hört die Spaltung, Ausgrenzung und das sich Bekämpfen auf. Nicht jeder muss mir gefallen und ich habe nicht den Anspruch mit jedem in Verbindung zu treten, aber ich möchte zurück zu meinem Ursprung, als mein Gegenüber ein Mensch war und nicht der Feind.