Artikel von: Jutta + Günter
Als die 28-jährige Sophia Lösche am frühen Abend des 14. Juni 2018 in den blauen Lkw eines Marokkaners stieg, ahnte sie noch nicht, dass sie bald darauf sterben würde. Trampen wollte sie, an einem Ziel ankommen.
Einen lieben Menschen zu verlieren, herausgerissen aus dem Leben, das Martyrium ihres Mordes, ein Alptraum für alle Hinterbliebenen. Welche Worte findet man bei der Beerdigung, die würdevoll, respektvoll, menschlich und so wirken, dass sie die Verbindung zu diesem Menschen, mit seinem Leben, widerspiegeln?
Geht es über eine Predigt, braucht es Gott, oder ist ein Abschied möglich, der frei ist von allem Religiösen, nur einen Blick auf den Menschen wirft, der gegangen ist.
Im Falle von Sophia hielt EKD-Chef Heinrich Bedford-Strohm die Trauerrede, die nachdenklich macht und alarmiert. Es heisst dort an einer Stelle: „Vielleicht wäre sie noch am Leben, wenn sie aus dem Misstrauen heraus gelebt hätte. Aber wäre das das bessere Leben gewesen?“
Es geht nicht um Misstrauen, es geht um Vernunft und Vorsicht. Es geht um den Schutz des eigenen Lebens, um der Gefahrenlage angepasste Schutzmechanismen. Die Zeiten in ein fremdes Fahrzeug zu steigen, sich und sein Leben einem vollkommen Fremden auszuliefern, sind lange vorbei, eigentlich wissen wir das alle.
Haben wir unseren Kindern den Instinkt für Gefahr abgewöhnt? Sich bewusst zu sein, welches Risiko, auch für das eigene Leben, es bedeutet, sich mit Fremden einzulassen. Ihr Einsatz als Flüchtlingshelferin setzte eine offene Gesinnung voraus. Der Glauben an Gutes, ersetzt dieser aber gesundes Misstrauen, Vor- und Umsicht? Nein, nicht alle Fremden sind Mörder, aber Mörder sind auch oft Fremde.
Wir haben unsere Kinder so kastriert, dass sie gar nicht mehr wissen, was Vorsicht bedeutet. Ihnen aberzogen zu lernen sich auch körperlich zu wehren und zu verteidigen, Gefahren zu erkennen und zu vermeiden. Ihre Werkzeuge sind das Handy, die Waffen sind Worte, das war es dann schon.
Eine ganze Generation, weichgespült von einer dekadenten Gesellschaft, die noch nicht einmal mehr in der Lage ist, ihre eigenen Kinder zu schützen und ihnen die grundlegendsten Dinge im Umgang mit Fremden beizubringen.
Multikulti, als gescheitertes Erfolgsmodell, aber mit einer neuen Vielzahl an Bedrohung, Gewalt und Gefahr. Menschlichkeit, bis dass der Tod uns scheidet. Nächstenliebe auf Kosten des eigenen Lebens. Naivität, Arglosigkeit und Einfalt als erstrebenswerte Voraussetzung für das Erfolgsmodell „Multikulti und weltoffen“. Ursachen haben immer Folgen, hier war es der Tod.
Was nützten Gott, die Kirche, Menschlichkeit und Menschenwürde, ja selbst Nächstenliebe, wenn man in seiner Sorg – und Arglosigkeit am Ende misshandelt, vergewaltigt und sogar ermordet wird? Wer die Zeilen von Heinrich Bedford-Strohm liest, dem läuft ein Schauer über den Rücken. Die göttliche Glückseligkeit fängt alles auf und man kommt zu dem Schluss, dass man am Ende weiter machen soll wie bisher, denn, rein spekulativ, könnte das verlorene Leben ja das Bessere gewesen sein.
Das also sollen wir den Überlebenden mitgeben? Es ist wie es ist? Menschsein bedeutet auch weiterhin aufeinander zuzugehen, in Nächstenliebe, bis das der Tod uns scheidet? Weiter machen wie bisher, wenn ihr Pech habt, endet hier euer Leben, aber Gott wird nach dem Rechten schauen.
Mensch sein, ist ein Geschenk. Menschlichkeit, Nächstenliebe usw. bedeuten auch, sie zu verteidigen und dafür zu kämpfen. Diese elementaren Grundbegriffe unserer Existenz beinhalten auch, dafür einzustehen, indem ich mein eigenes Leben schütze.
Eigenverantwortung zu lehren, anstatt die andere Backe hinzuhalten, ist die Aufgabe der Älteren. Davon hört und liest man bei der Kirche nichts. Religiöse und politische Worte haben Eines gemeinsam, weichgespült, realitätsfremd und lebensfeindlich. Vollgepfropft mit Gesinnungsethik, die die Voraussetzung, für eine sich in einem suizidalen Auflösungszustand befindende Gesellschaft ist.
Niemand von uns wurde als Schaf geboren, um getötet zu werden. Wir dürfen auch zu Wölfen werden, um dieses Leben zu verteidigen, gegenüber Jenen, die es bedrohen, vorausschauend, mahnend und klaren Blickes.